Frühling’s laue Lüfte…Pflanzenportrait @Wildwerds Naturerlebnisse by Christine Garibasch

Gew. Gundermann - Glechoma hederacea

Volkstümlich: Donnerrebe, Erdefeu, Erdkränzl, Gundelkraut, Kranzkraut, Soldatenpetersilie, Totenkraut, Zaungucker, Steinumwickler, wildes Katzenkraut, Engelskraut, Zieckelkräutchen, Gartenhopfen, Guck durch den Zaun

                

Brauchtum

Schon früh wusste man um die große Kraft der Gundelrebe. Mit ihrer Himmelswärme, hält sie Leib und Seele zusammen, meinte schon Hildegard von Bingen und schrieb: „Es ist eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün... Wer Schmerzen oder Geschwüre in der Brust hat, soll gekochte und noch warme Gundelrebe um seine Brust legen…“  Auch empfahl sie folgende Rezeptur: „Wenn ein Mensch infolge fleischlicher Begierde und Unenthaltsamkeit aussetzig wird“, so soll er in einem Sud baden aus: 1 Teil Odermennig, 1/3 davon Ysop und 3x soviel wie beide Gundermann.“ 

Seefahrer und Siedler schützten sich mit dem Kraut vor Skorbut. Traditionell wurde es gegen Tinnitus, Schnupfen, Durchfall, Gallenerkrankungen, Hämorrhoiden und zur Kräftigung eingesetzt. Im frühen 20. Jhd galt Gundermanntee als Allheilmittel, selbst bei Tuberkulose. Noch lange tranken Maler und andere Handwerker Gundermanntee oder -milch, um sich damit vor Bleivergiftung zu schützen. Als Bierwürze zusammen mit Brennnessel und Löwenzahn wurde er z.B. in England verwendet. Die Kräuter wurden der erhitzten Maische zugegeben um zu klären, zu würzen und haltbar zu machen.

Als mächtiger Schutzzauber, um Behausungen gepflanzt, war die Gundelrebe zudem wichtiges Erkennungskraut von Hexen: „Wer an Walpurgis einen Kranz von Gundkraut trage und damit in die Kirche gehe, erkenne alle Hexen.“ 

War die Milch nicht in Ordnung und auch damit Milch und Kuh gesund blieben, rieb man das Melkgeschirr mit Gund aus und wusch es mit Gundermanntee ab. Dem folgte ein „Milchzauber“, durch einen Kranz aus Gundermann wurde gemolken, den Kranz gab man hernach der Kuh zu fressen. Verstärkt mit gutem Spruch: „Guter Heinrich bist mein Knecht, mit meiner Kuh ist's nicht recht. Geh das Dorf auf und nieder, bring mir meinen Nutzen wieder“, fühlte man sich sodann gerüstet vor allem Unbill.

Schon der germanische Gott „Donar“ liebte das Kraut, vor allem weil es Bestandteil im „Maitrunk - Met“ war. Daher rührt z.B. der heute gebräuchliche Name vom “Bockbier“. Der volkstümliche Name „Gund“ ist ein altes Wort für „Eiter, Beule, faulige Flüssigkeit oder Gift“. Als „Gundkräuter“ wurden Heilkräuter bezeichnet, mit denen sie die „Wundjauche“ austreiben konnten. Andere Namen wie „Erdhopfen und „Gartenhopfen“ leiten sich vom alten Brauch damit Bier zu brauen ab. Auch „Gil“ = franz. „guille“ bedeutet Bier fermentieren. Gundermannbier war in England so beliebt, dass die Bierschänken „Gil-Houses“ hießen, da Gundermann „Ale-Hoof“ eine wichtige Zutat zum Brauen war. Hopfen wurde übrigens erst viel später zur Bierherstellung verwendet. Zeitweise war er sogar verboten! Hopfen galt als böses Kraut, das den Geschmack des Bieres verdirbt, die Menschen krank macht und ihr Leben verkürzt. Erst als die Mönche bemerkten, dass der Hopfen den sexuellen Trieb beruhigt, gebrauchte man ihn. Der Name „Steinumwickler“ rührt wohl daher, das Gundermann bei allerlei Steinleiden hilft und zudem die Harnsäure löst. Die Bezeichnung „Soldatenpetersilie“ stammt eher aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, das Kräut’lein wurde als Würze zum Nulltarif gebraucht. 

 

Volksheilkunde

Gundermann – ein Geheimtipp bei Schnupfen: Doch nicht nur bei grippalen Infekten hilft er! Als Schleimlöser kann er zähen Husten, Lungenleiden und Bronchialasthma lindern. Die Blätter sind reich an Vitamin C, Kalium und Kieselsäure. Durch seinen Gehalt an Gerb- und Bitterstoffen sowie äth. Ölen, wirkt er entzündungshemmend, schmerzlindernd und anregend auf Blase, Nieren, Galle, Leber und den gesamten Stoffwechsel. Auch als Badezusatz zur Kräftigung von Muskeln und Gelenken oder als Mittel gegen Rheuma und Gichtschmerzen, findet er bei kundigen Verwendung. Selbst Ischias, Neuralgien, Zahnschmerzen und Magenverstimmung sollen dank Grundkraft gelindert werden.

Und immer wenn im Körper durch langwierige Krankheiten entzündliche Herde oder allgemeine Schwäche entsteht, kann Gundermann helfen. Die Einnahme in Form von Saft, Tee oder Tinktur hilft Schwermetalle, vor allem Blei, auszuleiten.

Susanne Fischer Rizzi empfiehlt den frischen Presssaft zu gleichen Teilen mit Buttermilch vermischt esslöffelweise zur Kräftigung. Für die äusserliche Anwendung beschreibt sie ein altes Rezept für ein wundheilendes Gundermann-Öl, dass ich Euch auf der nächsten Führung verrate. Es soll die Heilung von Wunden, Verbrennungen, Geschwüren und Hauterkrankungen bei Mensch und Tier beschleunigen.  

 

In der Küche

Die Gundelrebe ist wichtiger Bestandteil der rituellen Neun-Kräuter-“ oder „Gründonnerstag-Suppe“. Ein Blättchen auf die Zunge gelegt, soll beim Outdoorsport erfrischend wirken. In kleinen Mengen kann es Salaten, Kräuterbutter oder Quarkspeisen zugegeben werden. Mit seinem herb-aromatisch-minzigen Geschmack gibt es Fleischfüllungen, Eierspeisen, Eintöpfen und Suppen einen erlesenen Geschmack.

Auch selbst gemachtem Eis, Limonaden, Tee, Wein, Likör und Öl verleiht Gundermann eine ungewöhnliche aber frische Note. Die süßlichen Blüten eignen sich ebenso zum Aromatisieren und als essbare Deko auf vielen Speisen.

 

In der Kosmetik

Ein Teeaufguß vom Gundermann auf die Haut aufgebracht, klärt den Teint und hilft bei unreiner Haut und strafft das Bindegewebe.

 

Wissenswertes / Bestimmungsmerkmale

Die Pflanze rankt gewöhnlich am Boden entlang und blüht von März bis in den Sommer hinein in blau bis rosa Blüten mit flacher Oberlippe und 3-teiliger Unterlippe. Gundermann wächst fast überall, je nach Standort üppig oder kleinbleibend mit bis zu 1 m langen Trieben. Die Blätter sind glänzend dunkelgrün, nieren- bis herzförmig, am Blattrand grob gewellt, gegenständig und wintergrün. Die Stängel sind vierkantig, an den Knoten wurzelnd, oft blau-violett überlaufen und leicht behaart. Am intensiven herb-würzigen Duft, kann man ihn gut erkennen. 

Inhaltsstoffe: Vitamin C, Gerbstoffe, Bitterstoffe, äth. Öle, Mineralstoffe, Kalium, Saponine…

 

Verwechslung

Rein optisch mit der Knoblauchsrauke, der Nelkenwurz oder dem Ehrenpreis. Die ersten beiden haben im Frühjahr ähnlich geformte Blätter. Der Ehrenpreis kriecht am Boden entlang. Alle sind aber essbar. Die weißblühende Knoblauchsraukemacht ihrem Namen alle Ehre, Nelkenwurz und Ehrenpreis haben wenig Eigengeruch. Nelkenwurz blüht gelb, Ehrenpreis hellblau. Möglich wäre eine Verwechslung mit der europäischen Haselwurz, diese hat aber ein festes, lederartig-glänzendes Blatt mit glattem Rand und rankt nicht.

 

Im Garten und auf dem Balkon

Die von Bienen eifrig besuchte Pflanze wächst immer in der Nähe von Menschen. Sehr dekorativ macht sie sich in Balkonkästen und Ampeln. Dazu einfach ein paar Triebe sammeln und jeweils mindestens einen Blattansatz mit Erde bedecken. Die langen Ranken, können immer wieder abgeerntet werden. 

 

Rezepte

Wildkräuter-Gelee

Ihr braucht dazu: Eine gute Handvoll Ranken / Stengel von Gundermann, Minze, Zitronenmelisse und Thymian gemischt, 1 L Wasser, ¼ L Weißwein, 750 g Gelierzucker 2:1, Saft und Zesten einer Bio-Zitrone

So gehts: Kräuter waschen und in der Mischung aus Wasser und Wein mindestens 10 Minuten kochen. Kräuter abseihen und mit dem Gelierzucker und der Zitrone nach Packungsanleitung zubereiten. Wer mag, kann optional die feinen Zitronenzesten zum Schluß zugeben. Sofort in ausgekochte Schraub-Gläser füllen und fest verschließen.

Kräuterlimonade

Ihr braucht dazu: 2 Handvoll Giersch, 1 Gundelrebe, 2 Stengel Zitronenmelisse, 1 L  Apfelsaft, ½ L Mineralwasser, 1 Zitrone (Saft)

So gehts: Apfelsaft in eine große Kanne geben, zum Strauß gebundene Kräuter hineinhängen, für ca. 5-8 Stunden kalt stellen. Vor dem Servieren Kräuter entfernen, mit Mineralwasser und Zitronensaft auffüllen und mit fingerbreiten Zitronenzesten und ein paar Blüten garnieren.

 

Und zuletzt

Gundermann in kleinen, haushaltüblichen Mengen ist meist gut verträglich. Zu große und lang anhaltende Mengen können leberschädliche Wirkungen haben. Bei Allergien immer den Arzt fragen! Die Selbstbehandlung mit Heilkräutern muss grundsätzlich mit dem Arzt oder Apotheker abgesprochen werden!

 

Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht


Christine Garibasch

Kräuterpädagogin,  zert.

 

 



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